Wir lassen uns treiben

12.04.2017
choriosity

„Wir lassen uns treiben, kommen nicht mehr runter, schwimmen mit dem Strom“

Der achte Tag unsere großartigen Reise zeigte uns eine ganz neue Seite von New York und erteilte uns echte Tourismus-Lektionen. Wir neigen als Großstadt-Touris dazu, uns straffe Sightseeing-Zeitpläne anzulegen. Was will man sehen? Welche Touren sind besonders günstig? Wo kann man am billigsten und am leckersten essen? Mit welcher U-Bahn komme ich wo am schnellsten hin? New York hat uns heute ins kalte Wasser geworfen.

Lektion 1: You don´t need to make plans
Meistens kommt es anders und zweitens als man denkt. Wir dachten, es sei bestimmt wundervoll sich bei 27 Grad Außentemperatur und strahlendem Sonnenschein New York von oben anzuschauen. Also machen wir uns nach dem Frühstück auf den Weg zum Rockefeller Center. Leider hatten gefühlt 200 Leute vor uns dieselbe Idee. Es gab keine Tickets mehr.
Der nächste Plan ist es, günstige Last-Minute-Tickets für eine große Broadway-Show zu ergattern. Zu Fuß geht es also direkt zum Boxoffice vom Musical „Wicked“. Die günstigsten Tickets gab es für 160 Dollar. Aladin war ausverkauft. Etwas desillusioniert und unterzuckert machen wir uns auf die Suche nach einem wiedergutmachendem Lunch.

Lektion 2: Follow the Beat of the city
Mittagszeit in New York. Die Menschen besorgen sich Nudeln, Sandwiches, Salate, Burger und co und essen im Gehen. Viele von ihnen steuern den Central Park an. Ein Strom von Menschen zieht über die achte Straße. Wir finden erschwingliche Pizza und schwimmen mit dem Strom. Der Central Park ist so etwas wie der Garten von Familie Miller, der Hinterhof von Shirley, das Gym von Adam und der Rastplatz der Berufspendler in einem. Jeder New Yorker ist hier zuhause. Wir setzen uns in den Schatten, genießen unser Mittagessen und beobachten das bunte Treiben.
Um 15:00 treffen wir im YMCA eine 12-köpfige Singgruppe. Wir proben zusammen ein paar ihrer Stücke - Klassiker wie „going to the chapel“, und einige von unseren - zum Beispiel „Eye of the Tiger“. Wir werden schnell mit den charmanten Rentnern warm und sind uns recht bald in einem einig - Musik verbindet. Egal ob du Profimusiker oder Unter-der-Dusche-Sänger bist. Wenn du liebst, was du tust, kannst du diese Leidenschaft teilen und sie vermehrt sich!

Lektion 3: bear the pain and you gonna gain
Gestern haben wir überschlagen, wie viele Kilometer wir zu Fuß gegangen sind. Wir waren uns einig, dass es alleine gestern wohl über 15 gewesen sind. Unsere Füße danken es uns nicht. Die Beine sind schwer und jeder Meter schmerzt ein bisschen. Trotzdem laufen wir zum berühmten Cookie Do shop - hier gibt es das allerneuste Trendfood: rohen Cookieteig in der Waffel. Der Weg ist weiter als angenommen. Doch auf einmal stehen wir in Noho. Ein zuckersüßes Viertel neben Soho. Ein kleines Restaurant reiht sich ans nächste, Schmuckläden, Cafés und Buchläden. Die Atmosphäre erinnert an das südliche Europa. Und wir sind noch ein bisschen mehr verliebt in diese Stadt. Die Wartezeit von 1:45h vor dem „Cookie Do“ versetzt uns allerdings einen ordentlichen Schock. Wir verwerfen den Traum vom rohen Teig und schlendern die Straßen von Soho entlang bis zur Brooklyn Bridge, wo wir viele Choriose treffen. Zusammen genießen wir den Anblick der nächtlichen Skyline von Manhattan. Die letzte Station für heute ist eine Winery nur wenige Meter von unserem Apartmenthaus in Brooklyn. Bei Käse und Wein philosophieren wir über Gott und die Welt, das Singen und das Leben in New York, bis mir die Augen zufallen und ich den Heimweg antrete.

Liebes New York, ich habe heute viel von dir gelernt. Du zeigst deine Schönheit auch, oder vielleicht gerade dann, wenn man nicht danach sucht. Die Zeit mit dir folgt keinem Stundenplan. Du wartest nicht auf mich, du ziehst mich einfach mit und zeigst mir, was du zu bieten hast.

XOXO, Sophia