Der letzte Tag
choriosity
Heute war schon bei uns allen ein Hauch Wehmut zu spüren….der letzte Tag in New York. Der letzte Tag unseres Abenteuers. Manche nutzten ihn, um bestimmte Dinge zu tun, welche sie noch unbedingt erleben wollten und wiederum andere schonten ihre Stimmbänder in den Appartements.
Doch egal was wir taten, wir waren nie allein. Alle von uns wollten noch ein bisschen Zeit mit den anderen verbringen, die Zeit in New York ein wenig in die Länge ziehen, nicht über morgen nachdenken.
Nachdem Matze und ich den Tag damit verbrachten, um Manhattan bei einer Bootstour „Goodbye“ zu winken, spazierten wir gemütlich durch den Central Park und trafen dort zufällig auf andere aus unserer Gruppe. Nach wenigen Schritten schon gesellten sich weitere Chormitglieder zu uns und wir waren sehr froh darüber. Jeder erzählte seine eigene Geschichte der vergangenen zehn Tage. Man sprach über diese unglaubliche Stadt, über Auftritte, neue und alte Freundschaften, über das unsichtbare Band, das uns irgendwie ab jetzt für immer verbinden würde. Wir lachten mit Tränen in den Augen. Denn am letzten Tag waren wir alles, wir durften alles sein: Müde, glücklich, traurig - und allen voran sehr sehr dankbar.
Am Abend trafen wir uns beim Chor des New Yorker „Glee Clubs“ - ein reines Männerchor, der uns mit großer Freude empfing. Voller Begeisterung stellten wir fest, dass der moderne Choriosity-Sound auch diesem doch sehr traditionell wirkenden Verein augenscheinlich gefiel.
Mit von der Partie waren unsere sehr lieb gewonnenen Freunde des Shemesh Quartets, so dass wir uns auch von ihnen gebührend verabschieden konnten. Jedoch nicht für immer, darin waren wir uns alle einig.
Später bekamen wir noch die Chance, mit den einzelnen Mitgliedern des Männerchores zu sprechen und erfuhren allerlei Interessantes: Die Halle, in der Choriosity singen durfte, war zum Beispiel vom Innenarchitekten der Titanic entworfen worden. Ein weiterer Herr erzählte uns, er habe bei der Uraufführung des Musicals „Cats“ in Wien eine größere Singrolle gehabt.
Und dann wurde uns plötzlich klar: Das war der letzte gemeinsame Abend in New York. Wir standen da, in all den schicken Roben und realisierten: Manche von uns würden wir erst in Deutschland wiedersehen, vielleicht bei der nächsten Probe, oder gar noch später. Monty hielt eine kleine Abschiedsansprache und kurz hatte jeder von uns Tränen in den Augen – doch dann waren wir einfach nur erfüllt von Dankbarkeit für all das Gute, was uns in den letzten Jahren, Monaten, Tagen widerfahren ist. Wir sind gewachsen, als Mensch. Mit dem Versprechen, eben dieses neugewonnene schöne Gefühl an andere Menschen weiterzugeben, hielten wir uns fest – nur einige Minuten, bevor alles vorbei war. Die Lichter im Saal gingen aus, wir mussten weiter…in die Appartements, packen, uns seelisch darauf vorzubereiten, nicht mehr hier zu sein.
Ich werde so viel vermissen. Lieb gewonnene Menschen nicht mehr jeden Tag sehen, so viele Erlebnisse nicht mehr teilen zu können, die wunderschönen Chor-Stimmen, die bunten Lichter der Stadt.
Aber das, was uns vereint, reißt nicht ab. Wir sind weiterhin da, füreinander, miteinander. Nun schwingt etwas Neues in allen Liedern mit, eine vorher nicht dagewesene Verbundenheit.
Hört gut zu, ihr werdet es wissen.
Gute Nacht
Anna