Being a safe place - Tag 5
choriosity
Der letzte Tag der YMCA175-Konferenz mit Delegierten aus aller Welt bricht an und wir finden uns erneut in einer Stadt unendlicher Möglichkeiten wieder. Den Tag haben wir grösstenteils zur freien Verfügung und viele von uns nutzen ihn für Streifzüge durch die verschiedenen Londoner Viertel, erkunden Museen und lassen die Metropole auf sich wirken.
Ich bin zwiegespalten. Meine ersten Tage habe ich grösstenteils in Podiumsdiskussionen, bei Proben, im Gespräch mit YMCA-Delegierten aus der ganzen Welt und bei den Auftritten verbracht. Das ExCel-Gelände fühlt sich mehr wie zuhause an, als es das Hostel tut und ich fühle mich aufgehoben in dieser kreativen, offenen und motivierten Atmosphäre, umgeben von jungen Erwachsenen und Teenagern. Kurz um, es fühlt sich richtig an, Teil dieser Jubiläumsfeier zu sein. Und das, obwohl ich zuhause in Ulm zwar doch recht engen Kontakt zum CVJM habe, allerdings abgesehen von meiner Arbeit im Chor keine weiteren Projekte dort habe. Umso mehr beeindruckt es mich, wie viele der Delegates in ihrem "Y" unfassbar viel Verantwortung tragen und Dinge voranbringen, für die sie brennen.
Kurz: an meinem vorletzten Tag in London soll ich mich entscheiden zwischen inspirierenden Menschen und einer inspirierenden Stadt. Wie es oft ist im Leben, entscheide ich mich für den bequemen Mittelweg und versuche beides unter einen Hut zu bekommen. Morgens klappere ich also zunächst mit anderen ein Café ab, um zu frühstücken, gehe dann ins Science Museum und in die Victoria and Albert Hall und esse zwischendurch noch einen Happen. Der Schlafmangel der letzten Tage fordert seinen Tribut, was dazu führt, dass ich gegen halb 4 ziemlich erschöpft in einer U-Bahn zum ExCel- Gelände sitze.
Das Ausmaß der Programmpunkte dort droht mich zu überfordern und ich habe die Befürchtung, nicht mehr die Energie für einen Workshop wie "Wie wir mithilfe non-verbaler Komminikationstechniken unsere Glaubwürdigkeit stärken und unsere Ziele erreichen" zu haben. Ich entscheide ich mich also erneut für eine Diskussionsrunde. Es geht um die SDG's (sustainable development goals, siehe www.un.org) und was jeder Einzelne von uns für das Erreichen dieser beitragen kann. Was bei mir hängen bleibt ist folgendes: die Aufgaben sind riesig, aber ebenso ist es das Potential der jungen Menschen, die es sich zum Ziel gesetzt haben, diese anzugehen. Wenn wir sie stärken und fördern, wird es zu schaffen sein. Und ich wünschte, dass so mancher Pessimist Teil dieser Konferenz wäre. Denn dann würde ihnen klar werden, dass sich junge Erwachsene sehr wohl engagieren. So wie sie auch singen, wenn man ihnen einen Rahmen dafür gibt, in dem sie sich wohl fühlen und Fehler machen dürfen und sollen, um daraus zu lernen.
Ich gehe also an diesem Abend mit neuer Motivation zu unserem letzten Auftritt. Wir sind Teil der Closing-Ceremony und schliessen mit einigen anderen Künstlern und Rednern das Event ab. Mit einer allerletzten Conga- Line gehen wir aus der Halle und nehmen die positive Energie mit in unseren Abendabschluss. Immer wieder haben wir während YMCA175 gehört und erlebt, dass diese Organisation für viele junge Menschen ein Zuhause und ein sicherer Platz ist, an dem sie wachsen und zur Ruhe kommen können, aber gleichzeitig Unterstützung finden, um ihr Potential zu entdecken und zu nutzen.
Wir fragen uns an diesem Abend zum Abschluss der Veranstaltung, was wir tun können, um ein solcher Ort für andere Menschen in unserem Leben zu sein. An diesem Abend verlasse ich das ExCel-Gelände. Müde, glücklich, mit neuen Ideen und Vorsätzen. Einer davon ist, weniger Mittelwege zu gehen und das zu tun, wofür ich brenne.
Eure
Clara