We are home II - Tag 6

09.08.2019
laura

Es gibt nicht mehr viel zu sagen, um den London-Reiseblog zu vervollständigen und den sprichwörtlichen "Deckel drauf zu machen". Inzwischen sind wir wieder in Ulm angekommen, haben die sehnlich erwartete Dusche genommen, einen Mittagsschlaf in ausgestreckter, waagrechter Position genießen können - ein wahrer Genuss nach einer erneut fordernden, beinahe 20-stündigen Busfahrt in Klappstuhl-Position. Die Ambitionierten unter uns haben vielleicht sogar schon den Koffer ausgepackt. (Dafür hatte ich selbstverständlich noch keine Zeit, da ich eine fleißige Bloggerin bin und außerdem in nächster Zeit zumindest diesen Koffer nicht brauche.)

YMCA175 war schon am Mittwoch zu Ende, der Donnerstag steht uns daher zur freien Verfügung. Er ist die perfekte Gelegenheit, um die Attraktionen mitzunehmen, die man bisher noch nicht abklappern konnte - oder um mal einen Nachmittag im Park zu liegen und nichts zu tun. Nichts tun und allein sein sind zwei Dinge, für die in den letzten Tagen wenig Raum war, und auf solchen Fahrten merke ich immer wieder, wie wichtig sie doch sind.

Der Abend bietet noch ein besonderes Highlight: Vor der Abfahrt mit dem Bus treffen wir uns zuerst zum Singen vor dem Royal Opera House und anschließend zum gemeinsamen Abendessen in der Londoner City. Im Restaurant "Bill's" ist der gesamte erste Stock für uns reserviert, und wir lassen es uns noch einmal gemeinsam gut gehen. Ich blicke in müde, aber zufriedene Gesichter, das Essen schmeckt, und auch auf Zuhause wird sich hier gefreut.
Die Restaurantmitarbeiter bekommen natürlich mit, dass da ein Chor diniert, und wünschen sich daher vor Ende des Abends noch ein Ständchen. Vom Balkon herunter beschallen wir die übrigen Gäste mit einer imposanten Version von "Skyfall" und ernten herzlichen, begeisterten Applaus. Auch hier ist London wieder einmal gut zu uns.
Bei unseren Unterhaltungen wird klar, dass wir auf dieser Reise wieder einmal viel gelernt haben, z.B.:

1.) Es ist eine feine Sache, unseren Chorleiter zu haben.
Aus familiären Gründen war Monty nur für einen Teil der Reise mit in London (zumindest physisch, im Geiste und Herzen und unserer Nachrichtenplattform Slack war er natürlich non-stop bei uns). Und - Mein lieber Herr Gesangsverein (höhö). Um ihn zu ersetzen, braucht es Teams. Reiseleiter, Hauptorganisator, Moralbeauftragter, Stoßdämpfer, musikalischer Leiter, Finanzer, Klassenclown, TED-Talker, Social media strategist und Knuddelbär in Personalunion zu sein, ist nichts, was mal eben so leicht aus der Hüfte passiert. Immer wieder wird uns hier bewusst, mit wie viel Herz und Hingabe dieser Chor geleitet wird - und wie das auch ansteckt und befeuert. Denn - und das mag jetzt vielleicht hart klingen - aber -

2.) Wir können auch mal ohne Chorleiter.
In unseren Reihen gibt es Menschen, die sich nicht scheuen, solche Aufgaben auf ihren Schultern zu verteilen. Die übernehmen Organisatorisches, Musikalisches, Seelisch-moralisches, die koordinieren Abläufe, Zeitpläne, die sich auch mal spontan ändern, die motivieren die Chormitglieder, wenn es mal nicht läuft, und denken gleichzeitig darüber nach, wie man es zum Laufen bekommt. Ich denke diese Menschen wissen, wer sie sind, und dass wir ihnen über alle Maßen dankbar sind:
Weil London der beste Beweis dafür war, dass sie ihren Job gut machen.
(#empowerment #isthaltYMCA - Sie kennen den Text inzwischen.)

3.) Inzwischen sind wir Profis.
Wir haben sehr viele Bühnen gesehen als Chor, sehr viele Arten erlebt, wie Events gestaltet werden können, und verschiedenste Konzerte gefeiert. Wir sind flexibel gestartet, begeisterungsfähig geblieben, zuverlässig geworden, und an guten Tagen halten wir beim Soundcheck auf der Bühne manchmal auch die Klappe. Hinter dem riesigen Vorhang der ExCel-Bühne sah ich hinauf und dachte nur "Mein Gott - was wir alles erlebt haben und erleben dürfen!" Ohne meinen Chor und seine teils halsbrecherischen Aktionen wäre ich wahrhaftig nur halb der Mensch, der ich bin. Auch das macht dankbar und bescheiden und innen wohlig warm - ganz ohne illegale Substanzen. Auch Sie, liebe Leser, sollten das mit dem Singen wirklich mal ausprobieren.

Und die letzte Lektion:

4.) Das eigene Bett ist das bequemste auf der ganzen Welt, oh mein Gott, es gibt nichts Besseres, und die eigene Dusche, die einfach so funktioniert wie immer, und in der man sich nicht entscheiden muss ob man heiß duschen will mit Strahlstärke "Niesel" oder kalt mit Strahlstärke "Kärcher Hochdruckreiniger" -
in die Ferne kann man schweifen, aber zuhause sein, das hat auch was.
Nach Hause kommen.
Erstmal ins eigene Bett.

Und am Dienstag dann wieder ins Café JAM im CVJM, Münsterplatz 21, 19:30, wie gehabt.

Mein Gott.
Ich bin so gespannt, was noch kommt.