Unvergesslich – Die Kornhaus-Konzerte 2022

Die Welle erfasste die Zuschauer. Wir versuchten mit aller Kraft Montys Anweisung umsetzen und mit unserem Sound die Menschen in ihre Sitze zu drücken. Aber das Gegenteil geschah, denn alle standen auf, wenn sie nicht bereits standen. Frenetisch jubelnd, die Hände in die stickige Luft gestreckt.

Es war das Samstagskonzert, genauer gesagt die ungeplante Zugabe in Form von Mark Forsters „Chöre“. Die 500 sogenannten Zuschauer waren gerade dabei den bei uns sehr beliebten Begriff der „Stadion-Atmosphäre“ zu nehmen und ihm eine komplett neue Tragweite zu geben.

Die Welle kam zurück. Ein lautstarkes Gemisch aus Klang, Euphorie und Ekstase erfasste uns. Für diese paar Minuten waren wir nicht einfach normale Menschen, die teilweise gut und teilweise sehr gut singen können. Für diese Minuten waren wir 100 Pop-Stars. In diesen Minuten wurden aus 500 Zuschauern 500 Fans. Fans von uns, Fans von sich selbst, Fans von diesem gemeinsamen Moment, den wir gerade erleben durften.

Da waren die älteren Herrschaften, die trotz des Alters standen und die Hände hochrissen. Da war das kleine Mädchen in der ersten Reihe, das mit Schuhen auf dem Polster rumhüpfte und mitbrüllte. Daneben die jubelnde Mutter, die das nicht im Geringsten interessierte. Fantastisch. Ein Moment wie ein Gemälde, an das wir uns noch sehr lange erinnern werden. Aber der wahrscheinlich schönste Moment sollte noch folgen. Aber der Reihe nach...

Rückblick. Das Konzert am Freitag kann man wohl als zufriedenstellend bezeichnen. Es gab vorher viele nervöse Gesichter, mich mit eingeschlossen. Viele von uns standen zum ersten Mal auf der Bühne und für manch andere ist es teilweise Jahre her. Doch bereits nach wenigen Liedern wich die Anspannung der Lust am Singen, das war gerade in der Pause sehr zu spüren. Bezeichnend dafür war, dass Monty während einer Generalpause die Stille nutze um einer Zuschauerin „Gesundheit“ zu wünschen. Herrlich.

Am Samstag war die Stimmung bereits vor dem Konzert deutlich gelöster als am Freitag. Viele erzählten, dass sie fast zu entspannt waren und mir ging es ähnlich. Womit wir allerdings auch einfach nicht gerechnet hatten, war das absolut geniale Publikum. Dieses umfasste neben vielen Angehörigen auch mehrere eigene Chöre – darunter das in Leipzig gekürte Musikwerk Stuttgart. Tja, wenn der Auftritt gelingt und man ein solches Publikum zum Mitmachen einlädt, dann kommen manchmal solche magischen Momente zustande.

Aber zurück zum schönsten Moment des Wochenendes. Der kam für mich kurz nach Ende des Konzerts am Samstag, als wir noch kurz gemeinsam im Foyer standen. Der kam, als selbst Monty Schwierigkeiten hatte, die richtigen Worte für das vorher Geschehene zu finden. So standen wir kurz da. Wartend. Verstehend. Begreifend. Der Moment kam, als wir alle langsam, ganz allmählich anfingen zu realisieren: Warte mal... Ja doch, das ist hier gerade wirklich passiert! Das haben wir hier gerade gemeinsam erlebt, gemeinsam geschafft! Der Wahnsinn!

Ein solches Erlebnis kann man nur zusammen erleben. Und deswegen verbindet es uns aus tiefstem Herzen. Und verdammt nochmal, tut das dem Chor gut! Tut das der Gemeinschaft gut! Bei so vielen komplett neuen Gesichtern und so vielen, die während der Online-Proben offline waren (ich bekenne mich schuldig in allen Anklagepunkten), war das so dermaßen wichtig. Bereits nach dem letzten Probenwochenende hatte ich das Gefühl, dass da wieder etwas zusammenwächst. Aber das was am Samstag geschah, das war nochmal eine andere Liga.

Es gibt viele weitere Dinge, die in diesem Zusammenhang noch absolut erwähnenswert sind und schon hervorgehoben wurden: Die tolle Moderation von Jana und Lars, die geniale Aftershow-Party, das Engagement von so vielen freiwilligen Helfern über so viele Stunden, die Arbeit der Stimmleiter/-innen und ich habe bestimmt noch so viel mehr vergessen…

Nach all diesen Erlebnissen sind viele von uns angefixt, noch mehr von dieser „Gesangsdroge“ zu bekommen. Erwartungsfroh möchte man sich sagen: Noch 7 Monate bis zu den Jubiläumskonzerten. Noch 7 Monate bis zu diesem nächsten gemeinsamen Abenteuer.

Während der große Countdown läuft, geht es voller Elan weiter: Viele kleinere Auftritte und Aktionen sind bereits geplant oder finden spontan statt. Neue Arrangements warten auf eine musikalische Eroberung. Neue sowie altbekannte Gesichter ließen sich von dem Geist dieser Konzerte inspirieren, um (wieder) ein Teil dieses wunderbaren Projekts zu werden. Der Zeitpunkt dafür ist gut gewählt, denn der „Choriosity-Zug“ rollt wieder und - glaubt mir - den wollt ihr wirklich nicht verpassen! In diesem Sinne: Alles einsteigen!

Bleibt gesund, und genießt die Weihnachtsfeiertage!

Joe für Choriosity